»Freund Hermstedt war auch gegenwärtig
und so fröhlicher Laune,
daß er,
auf den Wunsch der freundlichen
liebenswürdigen Dame des Hauses,

seine Clarinette holen ließ
und ebenfalls begleitete, und wie!
Bei dieser Gelegenheit zeigte letzterer
auch das schöne Geschenk
seines kunstliebenden Fürsten:
zwei neue, von Streitwolf in Göttingen

gearbeitete Clarinetten, B und A,
von Ebenholz,
mit vielen silbernen Klappen
und vergoldeten Schnäbeln,

in einem schön mit silbernen Verzierungen
und Sammet ausgelegten Mahagonny=Kästchen.«
Image

Virtuelle Ausstellung
ab 11. Juni 2021

LOST AND FOUND
Von den Klarinetten des Fürsten

Über ein halbes Jahrhundert lang waren sie verschollen, die Klarinetten des Fürsten Günther von Schwarzburg-Sondershausen, dabei sind sie kostbare Zeugen einer musikalischen Blüte, die den Sondershäuser Hof zu Beginn des 19. Jahrhunderts weit über die Grenzen Thüringens hinaus bekannt machte.

1801 hatte Günther eine Harmoniemusik gegründet, für deren Leitung er den jungen Klarinettisten Simon Hermstedt engagierte, der sich rasch als Supertalent herausstellte. Der musikbegeisterte Fürst nahm alsbald nicht nur Unterricht bei Hermstedt, er schickte ihn sogar nach Gotha zu Louis Spohr: mit einem üppig dotierten Kompositionsauftrag für ein Klarinettenkonzert in der Tasche. So gelang mit Spohrs bedeutendem c-Moll-Konzert die Initialzündung für die Solistenkarriere Hermstedts.

Weil Spohr in der berühmt gewordenen Vorrede zu diesem Konzert von 'Unausführbarem' und 'Verbesserungen' an Hermstedts Klarinette schreibt, galt dem Instrument das besondere Interesse der Musikforschung. Fürst Günther hatte bei Streitwolf in Göttingen Klarinetten bauen lassen, von denen schließlich Hermstedt einen Satz zum Geschenk erhielt, während Günther eine weitere für den eigenen Gebrauch behielt.

Die Klarinette des Fürsten hatte sich lang im Jagdschloss 'Zum Possen' erhalten, ehe sie im Zweiten Weltkrieg aus Sondershausen verschwand, während vom Instrument Hermstedts lange Zeit gar nichts bekannt war. Was für eine Sensation, als nun kürzlich beide Klarinetten wieder aufgefunden wurden!


DIGITAL ORGANOLOGY – Forschungsstelle am Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig – Impressum