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Klarinette in B (Müller-System)
Johann Heinrich Gottlieb Streitwolf
Göttingen zwischen 1814 und 1837

Streitwolf, der Instrumentenmacher

Johann Heinrich Gottlieb Streitwolf (1779–1837) war Musiker und Instrumentenmacher in Göttingen. Bedeutung erlangte er vor allem durch seine Erfindungen im Bau von tiefen Holzblasinstrumenten.

Ab 1809 befasste er sich mit der Herstellung von Flöten und Klarinetten, die aufgrund ihrer Qualität bald so beliebt wurden, dass Streitwolf seine Werkstatt vergrößern konnte. Als einer der ersten Instrumentenmacher baute er Klarinetten nach dem Modell Iwan Müllers. Bemerkenswert ist ferner, dass sich Streitwolf 1814 an der Universität Göttingen u.a. für Mathematik und Chemie einschrieb, um naturwissenschaftliche Erkenntnisse für den Instrumentenbau zu gewinnen. 1820 ersann Streitwolf das chromatische Basshorn, welches vor allem in der Militärmusik Verwendung fand. 1828 entwickelte er die Bassklarinette. Das erste Exemplar verkaufte er an den Fürsten von Sondershausen. Im Jahr 1835 erhielt er auf der Kunstausstellung in Hannover eine silberne Preismedaille für diese Entwicklung. Seit dieser Zeit fanden beide Instrumente auch in der Orchestermusik Verwendung.

Eine weitere Entwicklung galt der Kontrabassklarinette, welche vier Töne tiefer als das Fagott spielen konnte. Auf diese Neuheit machte Louis Spohr aufmerksam. Zu den Schülern Streitwolfs zählte Carl Kruspe, der später eine bedeutende Werkstatt für Blech- und Holzblasinstrumente in Erfurt betrieb, deren Nachlass 1978 an das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig überging.

Streitwolfs jüngerer Sohn Friedrich (1814–1892) übernahm nach dem Tod des Vaters dessen Werkstatt in Göttingen und betrieb sie bis etwa 1860 weiter.

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