Der Klarinettenbauer Jochen Seggelke erklärt wie eine Klarinette funktioniert
Video von Kay Wilk und Fabian Everding
Bamberg 2021

Frühe Klarinetten

Erst um 1700 erfunden ist die Klarinette das jüngste Mitglied des Sinfonieorchesters. Ganz ähnlich wie andere Holzblasinstrumente ist sie mit Grifflöchern versehen: zunächst mit sieben Grifflöchern auf der Vorderseite und einem Daumenloch auf der Rückseite des Instruments.

Anders als Flöte, Oboe oder Fagott überbläst die Klarinette nicht in die Oktav, sondern in die Duodezim.
Wenn durch das sukzessive Heben der Finger die Grifflöcher nacheinander freigegeben werden, können acht verschiedene Töne einer Skala gespielt werden – doch dann fehlen immer noch drei, ehe der erste überblasene Ton erreicht ist. Um diese Lücke zu schließen, sind zusätzliche Tonlöcher notwendig, für die der Bläser keine Finger mehr verfügbar hat. Deshalb sind zwei geschlossene Klappen angebracht, die einzeln oder in Kombination geöffnet werden können. Diese beiden Klappen gehören zur Erfindung der Klarinette dazu und sind – bis heute! – essentieller Bestandteil jedes Instruments.

Das Obertonspektrum und das daraus resultierende Überblasverhalten der Klarinette sind Ursachen sowohl ihres recht großen Tonumfangs von fast vier Oktaven als auch ihres komplexen Griffsystems. Dieses einmalige akustische Phänomen entsteht, weil ein zylindrisches Korpus mit dem besonderen Mundstück der Klarinette kombiniert ist.

Die weitere Entwicklung im Klarinettenbau betraf die Erweiterung des Tonumfangs in die Tiefe; es wurde dafür ein Tonloch unterhalb des Grifflochs für den bislang tiefsten Ton auf der Klarinette (f) gebohrt und – im Gegensatz zu den bereits erwähnten Klappen – mit einer im Ruhezustand offenstehenden Klappe ausgestattet. Der Klappendeckel verschließt das Tonloch für e, wenn der Heber mit dem kleinen Finger der linken Hand gedrückt wird.
links:
Klarinette in C
G .N. Kelmer
Deutschland um 1750
MIMUL 1469

Barockklarinetten, wie diese von Kelmer und Oberlender, bestehen aus drei Bauteilen: einem Mundstück mit einer Verdickung zur leichteren Handhabung, der sogenannten Birne, einem Herzstück und einem Fußstück. Die Klappen sind in sogenannten Flachstäben montiert, eine Rille markiert die Position der Achsen zur Befestigung der Klappen.

rechts:
Klarinette in C
J. W. Oberlender
Nürnberg nach 1735
MIMUL 1470 
links:
Klarinette in C
August Grenser
Dresden 1777
MIMUL 1472

August Grenser fertigte diese Klarinette im Jahr 1777 in Dresden. Da man dichteres und widerstandsfähigeres Holz für Mundstücke suchte, wurden Mundstück und Birne getrennt. Um chromatische Töne hinzuzugewinnen, wurden einige Grifflöcher als Doppellöcher gebohrt.

rechts:
Klarinette in B
Grimm
Dresden, um 1785
MIMUL 3917
Image
Image
Image
Image
Weiter zur nächsten Seite
Zurück zum Überblick
DIGITAL ORGANOLOGY – Forschungsstelle am Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig – Impressum