Die alte Preußische Akademie der Künste,
Unter den Linden 8, in Berlin,
der Probenort für Tauschs 'Berlinisches
Conservatorium der Blaseinstrumente'
Unter den Linden 8, in Berlin,
der Probenort für Tauschs 'Berlinisches
Conservatorium der Blaseinstrumente'
Fotografie 1908
Tausch, der Klarinettist
Franz Tausch (1762–1817) gilt als einer der bedeutendsten Klarinettenvirtuosen seiner Zeit. Bereits als Kind in die Mannheimer Hofkapelle aufgenommen, lernte er dort Geige und Klarinette. Mit dem Hof des Kurfürsten zog er 1778 nach München, wo er später die Pianistin Maria Anna Josepha Aloysia von Hamm heiratete. Beide erhielten 1789 einen Ruf an den Hof der verwitweten Königin von Preußen in Berlin, wo Tausch bald darauf den berühmten Klarinettisten Johann Joseph Beer in der Hofkapelle vertrat. Aus einer Konzertreihe im privaten Kreis, den 'Musikalischen Versammlungen', entwickelte er ein 'Conservatorium der Blaseinstrumente', in welchem sich nach dem Vorbild der Sing-Akademie zu Berlin Dilettanten zum gemeinsamen Musizieren zusammenfanden. Geprobt wurde zweimal wöchentlich: am Freitag in der Wohnung Tauschs in der Wilhelmstraße 102 und am Samstagnachmittag von 17 bis 19 Uhr in der Akademie – mit Genehmigung des preußischen Königs.
Ziel war es, den Ausbildungsstand und den Instrumentenbau insbesondere der Klarinette, aber auch der anderen Blasinstrumente zu fördern. Gleichzeitig spiegelt Tauschs Unterfangen den Unternehmergeist eines Hofmusikus, der seinen Platz in einer sich wandelnden bürgerlichen Stadtgesellschaft findet. 'Das Institut darf sich rühmen, die vorzüglichsten unserer hiesigen Künstler auf den verschiedenen Blaseinstrumenten zur Zahl seiner Theilnehmer zu rechnen, wodurch die Musikliebhaber Gelegenheit erhalten, ihre glücklichen Anlagen immer mehr und mehr ausbilden zu können.' Tausch brachte also bürgerliche und adelige Laien mit professionellen Musikern zusammen, eine Initiative, die ganz nach dem Geschmack des Fürsten Günther war!
Für sein Blasorchester arrangierte Tausch populäre Teile aus Opern und einige kleinere Werke, hatte aber ein Problem: Ihm fehlte ein tragendes Blasinstrument im Bass! Es war, wie er selbst berichtet, 'der Contrebaß noch immer ganz unentbehrlich, und ich wußte in der That nicht, wie diesem Mangel abzuhelfen seyn würde, da es uns bisher noch gänzlich an einem Blaseinstrumente fehlte, welches anstatt desselben die Grundtöne in der Harmonie hätte angeben können. Gewiß würde ich auch diesen Wunsch sobald noch nicht erfüllt gesehen haben, wenn ich nicht glücklich genug gewesen wäre, den als Begünstiger der Künste und Wissenschaften allgemein verehrten Fürsten von Sondershausen so für mein Unternehmen zu interessieren, dass Derselbe die Gnade hatte, das Institut mit einem neuen zuvor noch ganz unbekannten Instrument von Seiner eigenen Erfindung zu beschenken' – das Basshorn!
Mit dem Basshorn schickte Fürst Günther auch seinen Klarinettisten Hermstedt zu Tausch, um 'bey dieser Gelegenheit seine musikalischen Kenntnisse zu vervollkommnen und vorzüglich Herrn Tausch, dessen Talente auf der Klarinette so allgemein bekannt sind, zu hören.' Und während Tausch noch nach Komponisten suchte, die für diese Besetzung komponierten, schaffte Fürst Günther auch hier Abhilfe, indem er Spohr mit einer Komposition für 'Harmonie und Janitscharen' beauftragte.
Weitere interessante Einzelheiten über seine Akademie berichtet Tausch in seiner Nachricht von der Entstehung und Einrichtung des Berlinischen Conservatoriums in der von Johann Friedrich Reichardt, dem königlich preußischen Kapellmeister, herausgegebenen Berlinischen Musikalischen Zeitung vom 9. Dezember 1805.
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Ziel war es, den Ausbildungsstand und den Instrumentenbau insbesondere der Klarinette, aber auch der anderen Blasinstrumente zu fördern. Gleichzeitig spiegelt Tauschs Unterfangen den Unternehmergeist eines Hofmusikus, der seinen Platz in einer sich wandelnden bürgerlichen Stadtgesellschaft findet. 'Das Institut darf sich rühmen, die vorzüglichsten unserer hiesigen Künstler auf den verschiedenen Blaseinstrumenten zur Zahl seiner Theilnehmer zu rechnen, wodurch die Musikliebhaber Gelegenheit erhalten, ihre glücklichen Anlagen immer mehr und mehr ausbilden zu können.' Tausch brachte also bürgerliche und adelige Laien mit professionellen Musikern zusammen, eine Initiative, die ganz nach dem Geschmack des Fürsten Günther war!
Für sein Blasorchester arrangierte Tausch populäre Teile aus Opern und einige kleinere Werke, hatte aber ein Problem: Ihm fehlte ein tragendes Blasinstrument im Bass! Es war, wie er selbst berichtet, 'der Contrebaß noch immer ganz unentbehrlich, und ich wußte in der That nicht, wie diesem Mangel abzuhelfen seyn würde, da es uns bisher noch gänzlich an einem Blaseinstrumente fehlte, welches anstatt desselben die Grundtöne in der Harmonie hätte angeben können. Gewiß würde ich auch diesen Wunsch sobald noch nicht erfüllt gesehen haben, wenn ich nicht glücklich genug gewesen wäre, den als Begünstiger der Künste und Wissenschaften allgemein verehrten Fürsten von Sondershausen so für mein Unternehmen zu interessieren, dass Derselbe die Gnade hatte, das Institut mit einem neuen zuvor noch ganz unbekannten Instrument von Seiner eigenen Erfindung zu beschenken' – das Basshorn!
Mit dem Basshorn schickte Fürst Günther auch seinen Klarinettisten Hermstedt zu Tausch, um 'bey dieser Gelegenheit seine musikalischen Kenntnisse zu vervollkommnen und vorzüglich Herrn Tausch, dessen Talente auf der Klarinette so allgemein bekannt sind, zu hören.' Und während Tausch noch nach Komponisten suchte, die für diese Besetzung komponierten, schaffte Fürst Günther auch hier Abhilfe, indem er Spohr mit einer Komposition für 'Harmonie und Janitscharen' beauftragte.
Weitere interessante Einzelheiten über seine Akademie berichtet Tausch in seiner Nachricht von der Entstehung und Einrichtung des Berlinischen Conservatoriums in der von Johann Friedrich Reichardt, dem königlich preußischen Kapellmeister, herausgegebenen Berlinischen Musikalischen Zeitung vom 9. Dezember 1805.
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