Die Werkstatt Grenser

Wie schon Spohrs Biograf Alexander Malibran beschreibt, bestand das Deutsche Reich zu Lebzeiten unserer Protagonisten anders als Frankreich oder England aus vielen Kleinstaaten. An den Höfen des Adels waren je nach Repräsentationsbedürfnis des regierenden Fürsten Musikzentren unterschiedlicher Ausprägung entstanden. Der Holzblasinstrumentenbau siedelte sich nicht zuletzt als eine Folge des siebenjährigen Krieges (1756–1763) in Wien, Leipzig, Dresden, Potsdam und Markneukirchen an. Bedeutende deutsche Werkstätten waren in den Jahrzehnten vor 1800 Crone, Gehring (Jehring) und Zencker in Leipzig, Grundmann und Grenser in Dresden, Kirst in Potsdam oder Griesling & Schlott in Berlin. Der Großteil der Produktion an Klarinetten wurde an die Militärkapellen der umliegenden Garnisonen geliefert.

Bevor August Grenser 1739 nach Dresden kam, hatte er bei Johann Poerschmann in Leipzig gelernt, von dem allerdings keine Klarinetten erhalten sind. An August Grensers Klarinetten lässt sich eine elegante Handschrift erkennen, eine Bauform mit einem hohen zylindrischen Anteil und an den Enden leicht konkav verlaufenen Rohren. Weltweit haben sich in öffentlichen Sammlungen sieben vier- und fünfklappige Klarinetten aus der Werkstatt von Augustin Grenser erhalten, zwei davon befinden sich im Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig.
links:
Klarinette in C
August Grenser
Dresden 1777
MIMUL 1472

rechts:
Klarinette in B
August Grenser
Dresden um 1791–1796
MIMUL 1473
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Heinrich Grenser, der in der Werkstatt seines Onkels ausgebildet wurde, heiratete später dessen Tochter Henriette Regine Grenser. Schon bevor er 1796 die Werkstatt seines Schwiegervaters übernahm, machte er sich als Instrumentenbauer einen Namen, so durch die Erfindung des ‚Clarinettenbaß‘ und durch die Verbesserung des Bassetthorns, welches er in gestreckter Bauform in Zusammenarbeit mit Iwan Müller herstellte. In einem vielbeachteten Aufsatz spricht er sich 1811 für eine einfache, aber elegante Grundkonzeption der Holzblasinstrumente aus.

Über seinen ‚Clarinettenbaß‘ lässt Grenser verlauten:
»Allen Kennern und Liebhabern der Musik mache ich hiermit bekannt: Daß ich ein Instrument erfunden, dem ich den Namen eines Clarinettenbasses beygelegt habe. Es hat dieses Instrument einen schönen und zugleich starken Ton, geht herunter bis ins tiefe H. Jede Oktave kann man 4 Mal, H und C aber 5 Mal angeben. Derjenige, der Clarinette oder Bassetthorn spielt, kann dieses Instrument sofort regieren. Dresden, am 19ten Dezember 1793. Heinrich Grenser, Instrumentenmacher.«

Auffällig an den Klarinetten Heinrich Grensers ist, dass die Montage zusätzlicher Klappen am fünfklappigen Standardmodell häufig in Sätteln und nicht in Holzböcken erfolgt. Diese Art der Klappenmontage in Sätteln erlaubte es, ein grundlegendes Modell je nach Wünschen des Kunden mit einer variablen Anzahl von Klappen auszustatten. Es konnte also durchaus ein Vorrat an Klarinettenstücken gefertigt werden, die erst im weiteren Fertigungsprozess mit einer bestimmten Anzahl an Klappen versehen wurden, was bei der Montage in Holzböcken natürlich nicht möglich war. Diese Vorgehensweise ist ein Aspekt des sich verändernden Holzblasinstrumentenbaus, der gegen Ende des 18. Jahrhunderts Manufakturen hervorbrachte, in denen Instrumente arbeitsteilig angefertigt wurden.



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